Freitag, 11. Juli 2014

Kaum zu glauben,

was uns Älteren im Lauf der Jahre an Technik aufgetischt wurde. Rasend schnell war Neues veraltet. Welches Kind kennt heute noch einen Kassetten- oder Videorekorder oder eine Super8- oder Sofortbild-Kamera.

Als ich Kind war, hatte in unserer Siedlung nur eine einzige Familie einen Schwarzweiß-Fernseher.
Da wurden die Nachbarn zum Gucken eingeladen und brachten Bowle, Salzstangen, Käseigel mit. Der Fernsehkoch hatte "Toast Hawai" noch nicht erfunden. :-)

Es gab nur ein einziges Programm. Nachts Filme gucken? Ordentliche Leute gingen tagsüber arbeiten und brauchten ihren Schlaf. Um Mitternacht war Programmschluß, dann wurde die Nationalhymne gespielt und von da an "lief" das Testbild.

Werbung im Fernsehen? Was ist das denn... Die sah man im Vorprogramm im Kino. Im Fernsehen doch nicht. :-)
Erst spät erfuhren die P*ersil-Käufer "da weiß man, was man hat". "Nicht gleich in die Luft gehen" mußten die H*B-Raucher und Bau*knecht wußte, "was Frauen wünschen".

Die Stube unseres Fernsehnachbarn war brechend voll, wenn Edgar Wallace und später die Durbridge-Krimis liefen. Wir Kinder durften hin und wieder Lassie oder Fury gucken.

Was machten die Kinder früher ohne Fernsehen, ohne Playstation, ohne Handy?
Tja... wir bauten im Moor oder hinterm Haus in der Heide Buden, spielten Völkerball auf der Straße, hüpften auf einem Bein durch "Himmel und Hölle", spielten mit dem Ball "Probe" an der Hauswand, machten mit der Hacke ein Loch in die Erde und spielten mit Ton-Murmeln und Glas-Butzern. Tauspringen mit der Wäscheleine - oh menno, machte das Spaß. Wer macht denn heute noch Knierolle vor- oder rückwärts oder Speckhängen an der Teppichstange?
Wir bauten uns "Zelte" aus Wolldecken, indem die Decken an den Wäscheleinen befestigt wurden. Darin spielten wir mit unseren Puppen und Teddybären. An dickere Äste in den Obstbäumen wurden Seile befestigt, in denen wir schaukelten. Wir kletterten auf Bäume, klauten beim Nachbarn dicke Äpfel oder anderes Obst, machten Klingelstreiche. Zum Bummellaternenlauf ab 1. September fanden sich täglich viele, viele Kinder ein. Am schönsten waren die Abende, wenn keine Eltern als Aufpasser mitkamen.

Nur wenns "junge Hunde" regnete oder schneite spielten wir in der Wohnung. Kasper-Theater, Puppenstube, Kaufmannsladen.
Wer kennt heute noch den Ausspruch "Mairegen macht, dass man größer wird"? Wir liefen dann barfuß durch die Pfützen. Dass Regenpfützen nach Gewitter schön warm sind - welches Kind heute hat das schon einmal gespürt?

Schönschrift im Poesiealbum - ja nicht verschreiben! Tintenkiller? Kannten wir nicht.

Wir aßen, was auf den Tisch kam.
Von Pizza, Spaghetti, Döner usw. träumten wir nicht. Das gab es schlichtweg nicht!
An den wenigen Imbissbuden, die es gab, bekam man vielleicht eine Bock- oder Bratwurst mit Kartoffelsalat. Oder Frikadelle. Oder Soleier.

Wenn ich so zurückdenke, gabs auch keine übergewichtigen Kinder oder Nachwuchs mit motorischen Störungen.

Ganz sicher war nicht alles schön in unserer Jugend. Aber Zusammenhalt, Bewegung, Freundschaft wurde groß geschrieben.


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