Donnerstag, 15. Juni 2017

Die Pause

war doch etwas länger. Und es wird noch etwas dauern, bis ich wieder voll einsteige.

Das reale Leben geht auf jeden Fall vor.



Gestern abend, kurz nach 22 Uhr auf dem Bahnhof Koblenz:

Ein körper- und gehbehinderter junger Mann fragt unter großer Anstrengung - das Bilden von Sätzen bereitete ihm große Probleme - die auf dem Bahnsteig wartenden Leute:

"Darf ich bitte telefonieren? Ich möchte meine Eltern anrufen."


Alle, wirklich ALLE hatten ein Handy in der Hand und waren irgendwie damit beschäftigt..

Junge Leute, ältere, Bahnbedienstete vom sogenannten Bahnsicherheitsdienst und andere. Um die 20 Leute waren es wohl.

Alle lehnten ungerührt ab.

Mich fragte er nicht. Vielleicht, weil ich kein Handy in der Hand hatte. Leider hatte ich es zu Hause liegen.

Eine junge Frau, die gerade die Treppe rauf kam und den Zug nach Luxemburg besteigen wollte, war direkt behilflich.

Die anderen, die in Richtung Limburg, Rüdesheim und Frankfurt wollten, waren unnachgiebig.


Das fand ich sehr beschämend.


Hier ist heute Feiertag. Letztendlich egal. Als Rentner könnte man jeden Tag zum Feiertag machen.


Man könnte auch ins benachbarte Hessen fahren. Zum Einkausbummel. Die haben heute nicht frei.

Wenn es nur nicht so warm wäre.

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Kelly (Gast) - 2017/06/16 07:02

Das reale Leben geht immer vor!
Moin Gisela,
diese verlängerten WE nehmen kein Ende und auf den Straßen und in den Geschäften ist Hochbetrieb, alle haben frei, Hitzefrei, sind Rentner oder arbeitslos ;).
Thema fremdschämen, so wäre es mir auch ergangen, vielleicht lass ich als Entschuldigung Unsicherheit und Angst gelten,
doch wenn nicht einmal das geschulte Bahnpersonal hilft mit Diensttelefonen...
Nun wandten sich zwei verzweifelte junge Frauen vom Balkan plötzlich mit der ähnlichen Bitte an mich, ich gab mein Handy für ein teures Gespräch ins Ausland und weitere Hilfe.
Sie wussten nicht einmal wo sie sich befanden, hatten sich verfahren und in unserer Kleinstadt gibt es keine Bahnhofsmission.
Mir wurde schließlich auch immer geholfen und wie schnell entstehen Notsituationen!
LG Kelly

widder49 - 2017/06/16 11:44

Moin liebe Kelly!
So etwas kann man nicht mal mit Gedankenlosigkeit entschuldigen.
Schön, dass Du behilflich sein konntest.
LG
Träumerle Kerstin (Gast) - 2017/06/16 19:59

Das finde ich ganz schlimm, so was rührt mich. So viel Ignoranz unter den Menschen, das kann Angst machen.
Gerade diese Woche stand im Supermarkt ein Mann im Rollstuhl da. Er hatte nur wenige Dinge in den Händen, also habe ich ihn vor gelassen. Dann fiel die Tütensuppe aus der Hand, ich habe mich sofort gebückt. Selbstverständlich!
Man weiß nie, ob man nicht selbst mal auf solch Hilfe angewiesen ist, das sollte man bedenken.
Liebe Grüße von Kerstin.

rosenherz - 2017/06/25 06:21

In Wien wird man am Westbahnhof, auf dem Hauptbahnhof udn rund um die U-Bahnstationen recht häufig angesprochen, sei es wegen Zeitschriftenverkauf, Werbung oder um Geld bitten. Eine offensichtlich gehbehinderte Person in ihrer Bitte im Regen stehen zu lassen ist noch einmal etwas anderes.

Ich erinnere mich an eine Begebenheit, die meine Tochter schilderte. Sie ist grundsätzlich eine überaus hilfsbereite Person und hat ein offenes Ohr dafür, wo jemand grad mal Hilfe braucht im öffentlichen Raum. Sie wurde am Fahrkartenautomat angesprochen von einem älteren Herren. Er sagte, er kenne sich nicht aus, wie er zur Richtigen Fahrkarte komme und bat um ihre Hilfe. Als sie sich ihm zuwendete, hatte er erotische Absichten an den tag gelegt und wollte mit ihr schlafen. Die Bitte um Hilfe beim kartenkauf war nur Vorwand gewesen.


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